Montag, 2. Mai 2016

Problemfälle TIFF und Wünsche an TI-A Initiative

Problemfälle TIFF


Auf der Tagung "Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen" (AUdS), die diesmal an der FH Potsdam stattfand, wurde ich gebeten einen Vortrag zu den bisher in meiner Arbeit gefundenen, problematischen TIFFs zu halten.

Die Folien sind mittlerweile beim Staatsarchiv St. Gallen zu finden (eigentlich sollte an der FH Potsdam auch eine Vortragsaufzeichnung verfügbar sein, konnte ich aber leider noch nicht finden):

http://www.staatsarchiv.sg.ch/home/auds/20/_jcr_content/Par/downloadlist_1/DownloadListPar/download_3.ocFile/ROMEYKE_Folien_AUdS_2016.pdf 

Ich verzichte hier auf eine nochmalige Auflistung aller Problemfälle und verweise auf obige Folien. Dennoch möchte ich auf ein paar Probleme eingehen:

Die meisten Probleme waren auf fehlerhafte Softwareimplementierungen zurückzuführen. Insbesondere das Tag DateTime (306) war eine Quell stetiger Freude.
Laut Spezifikation soll dort ein String der Form YYYY:MM:DD hh:mm:ss\0
stehen. Stattdessen wurde localtime() verwendet, das Datum in dt. Angabe geschrieben oder falsche Trennzeichen benutzt.

Ein anderes Problem mit TIFF sind manchmal vorhandene, sich widersprechende Informationen. Ein Problem bei der Farbkodierung ist in den Folien genannt. Ein anderes besteht in den privaten TIFF-Tags für EXIF-- und ICC-Daten.

Zwar steht in der Spezifikation, daß der Bereich der privaten Tags im Zweifel nicht ausgewertet werden solle, in der  Praxis ist dies aber oft nicht gelöst.So hatte zB. Gimp (aber auch andere Programme, wie Photoshop) ein TIFF stets im tiefsten Schwarz angezeigt. Ursache war ein verkorkstes ICC-Profil, wurde dies gelöscht, wurde der Bildinhalt sichtbar.

Ausblick in Bezug auf die TI-A Initiative


Seit über einem Jahr sind die Macher des im Rahmen von Preforma von der EU geförderten TIFF-Validators "DPFManager" unterwegs und mobilisieren für eine Archiv-TIFF Spezifikation. Unter http://www.ti-a.org kann man sich an der Diskussion beteiligen. Ich hätte mir einen etwas offeneren Beteiligungsprozess gewünscht, das ist aber eine andere Baustelle.

Da im Rahmen der TI-A Initiative mit ein paar Unzulänglichkeiten von TIFF aufgeräumt werden soll, würde ich mir ff. Punkte wünschen, die beibehalten bzw. beachtet werden sollten:

  1. Die Reihenfolge der Tags, als auch die Offsets an gerade Adressen tragen erheblich zur Robustheit von TIFF bei. Diese Eigenschaften sollten nicht, wie von einigen Beitragenden vorgeschlagen, aufgeweicht werden. Im Gegenteil, diese "Einschränkungen" ermöglichen es, durch Bitfehler zerstörte TIFFs leichter zu reparieren.
  2. Es muss ausgeschlossen sein, daß PhotometricInterpretation (262) auf 0 oder 1 gesetzt ist und das Tag Colormap (320) vorhanden ist. Ev. sollte über eine Vorrangsregelung bei Widersprüchen nachgedacht werden.
  3. Ein weiterer Punkt, der vor allem in sogenannten Wang-TIFFs auftrat sollte klar in Spezifikation geklärt sein: Bisher ist es so, daß es zu jedem in einem IFD vorkommenden Tag ua. ein count-Feld gibt, welches die Anzahl der Werte des entsprechenden Typs des Tags bestimmt. Bei Wang-TIFFs existierten Tags, aber das count-Feld wurde auf 0 gesetzt. Ich würde mir wünschen, daß hier die Regelung greift, wenn Tag vorhanden, dann count > 0.

Als Vorschlag für die privaten Tags hätte ich noch, daß bei der Vergabe von privaten Tags ab zwei zusammengehörenden Arten diese nur noch über ein zugehöriges privates IFD-Tag referenziert werden dürfen. Es ist eine Unsitte, daß in TIFFs private Tags zB. DateTimeOriginal (36867) von Exif im IFD0 direkt referenziert werden. Zum einen macht dies die Extraktion und Validierung aufwendiger, zum anderen verkleinert dies den Adressraum der für private Tags genutzt werden kann. Wenn Exif-Daten ausschliesslich über das Exif-IFD (34665) referenziert wird, ist das sauberer.

Als letzten Wunsch erbitte ich mir, daß (mit Zucker drauf), keine Datenkompression erlaubt wird. Andernfalls sollten wir uns lieber mehr Zeit nehmen und dann TI-A so entwickeln, daß es wie FFV1 (Version 3) Mechanismen mitbringt, die Kompression und Robustheit gleichermaßen erlauben (zB. crc32 gesicherte Slices und Header).

Das waren meine 2¢   ;)

PS.: Wer mithelfen mag, den von uns entwickelten freien TIFF Validator "checkit_tiff" zu verbessern, hier der Link: https://github.com/SLUB-digitalpreservation/checkit_tiff

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