Montag, 11. Juli 2016

Warum "AIPUpdate" notwendig ist

In der Diskussion mit Archivaren ist mir in letzter Zeit immer wieder aufgefallen, dass diese mit dem Begriff "AIPUpdate" nichts anzufangen wissen und daher auch nicht verstehen, warum aus der Sicht von Bibliotheken das Thema "AIPUpdate" in der Überarbeitung des OAIS Referenzmodells mit aufgenommen werden sollte.

Klassische Archive


Ein klassisches Archiv arbeitet nach dem Provinienzprinzip, d.h. Archivalien werden nach ihrer Herkunft bzw. Entstehung geordnet. Meist erfolgt diese Ordnung in Form von Akten durch die schriftgutbildende Behörde. Wenn dieses Schriftgut an das Archiv übergeben wird, so handelt es sich dabei um abgeschlossene Dokumente.

Aus Sicht der klassischen Archive sind Änderungen am Archivgut nicht mehr zu erwarten. Diese Überzeugung hat sich auch im Bereich der digitalen Langzeitarchive erhalten.

Bibliotheken und Museen


Anders die Situation in den Bibliotheken und Museen. Diese arbeiten in aller Regel nach dem Pertinenzprinzip, d.h. der Ordnung nach Sachgruppen. Durch die damit einhergehende unterschiedliche Erschließung nach Sachgruppen können Dokumente zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich gut tiefenerschlossen sein. Die Erschließung ist auch nicht immer perfekt, weil für viele Quellen bestimmte Informationen erst nach und nach durch die Geschichtswissenschaften ermittelt werden können.

Hinzu kommt, dass durch die schiere Menge von Digitalisaten allein im Projekt VD18 Fehler in der Digitalisierung entstehen, die nicht immer sofort auffallen.

Außerdem müssen Bibliotheken und v.a. auch Museen digitale Dokumente (z.B. elektronische Installationen) schon heute noch während der eigentlichen Lebenszeit langzeitarchivieren.

All diese Punkte führen dazu, dass im Gegensatz zu Archiven die Langzeitarchivierung in diesem Bereich mit teilweise unvollständigen, sich noch ändernden Dokumenten oder Dokumententeilen zu tun hat.

Mit dem AIPUpdate ist es möglich, zu einem bereits im Langzeitarchiv gesicherten Stand nachträglich eine vergessene Seite hinzuzufügen, einen Fehler zu korrigieren oder Metadaten zu ergänzen.

Prinzipien AIPUpdate


Damit AIPUpdate funktioniert, bedarf es in Langzeitarchivsystemen der Einhaltung folgender Prinzipien:
  1. Saubere Verwaltung eines persistenten Identifiers für die korrekte Zuordnung des Update zu im Langzeitarchiv befindlichen Vorgang
  2. Versionsverwaltung der AIPs im Langzeitarchiv
  3. Verbot der Löschung von "alten" AIPs (damit alle Versionen nachvollziehbar bleiben)
Da ein AIPUpdate immer auch eine Belastung für das Langzeitarchivsystem darstellt (z.B. Schreib-Lesevorgänge auf Bandspeichern, aber auch durch das Processing), sollten solche Operationen möglichst gebündelt ausgeführt werden.

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